Freitag, 16. November 2012

IHMO: Politik 2.0 benötigt Web 2.0

Eben hatte ich eine längere Twitter Diskussion mit @incredibul und @alexplus_de. Aufgrund einiger Missverständnisse, die hier keine größere Rolle spielen, hat mir die Diskussion viel an Erkenntnissen über meine eigene Meinung gebracht. Durch das wiederholte Formulieren meiner Meinung aus verschiedensten Aspekten hat sich diese entwickelt und präzisiert. Danke an Euch beide, auch wenn ich Euch damit genervt habe.

Das Ergebnis davon möchte ich versuchen, hier in hoffentlich nicht so missverständliche Worte zu fassen. Auch den Personenbezug kann ich entfernen, denn meine Erkenntnis hat für mich Gültigkeit über Einzelpersonen hinaus.

Für mich bedingt es, daß ein Politiker 2.0, wie wir sie ja in meinen Augen haben wollen, das Web 2.0 benutzt. Das gehört für mich einfach fest zusammen, auch wenn Politik 2.0 darüber weit weit hinaus geht.

Wenn ein Politiker also seine Meinung veröffentlicht, dann ist für mich das Web 2.0 dazu da, daß ich genau dort interagieren kann.

  • Ist es ein Tweet, kann ich direkt antworten. Jemand, der den Tweet des Politikers sieht, sieht auch meine Antwort.
  • Ist es ein Blogpost, kann ich direkt darunter antworten. Jemand, der den Blogpost des Politikers liest, sieht darunter meine Antwort.

Ein Politiker, der in seinem Blog die Kommentare schließt, verschließt sich daher dem Web 2.0 und damit der Politik 2.0. Das widerspricht meinem Politik- und Politikerverständnis, das ich haben möchte, und ich lehne solche Politiker ab.

Mir ist völlig klar, daß es massenweise Gründe gibt, das Web 2.0 stellenweise auszuknipsen. Mobbing, Shitstorms, Diffamierungen, Falschaussagen, wir alle kennen hunderte Gründe, das zu tun. An einen Politiker 2.0 lege ich jedoch den Anspruch, dem Mobbing nicht nachzugeben und andere Wege zu finden, ohne die direkte Interaktion einfach abzuschalten.

Ein anderer Aspekt ist natürlich auch, daß ein viel beschäftigter Politiker nicht 20 Kanäle bedienen kann. Dem jedoch möchte ich entgegen stellen, daß es hier nur um die Interaktion geht. Nur da, wo der Politiker veröffentlicht, ist eine Interaktion möglich. Damit hat der Politiker die volle Kontrolle, wie viele Kanäle er bedienen will. Will er nicht 20 Kanäle bedienen, muß er nur nicht auf 20 Kanälen publizieren.

Wenn ich unter der Publikation des Politikers nicht antworten kann, ist das natürlich weder Zensur, noch Beschneidung der Meinungsfreiheit, noch ungesetzlich, noch sonst irgend so ein Blödsinn. Das ist sein Blog, sein Hausrecht, seine Entscheidung. Es geht hier nur darum, was das für mich persönlich bedeutet, wenn er das so handhabt.

Ich habe natürlich weiterhin noch viele Möglichkeiten, mich öffentlich zu artikulieren, und zu den Aussagen des Politikers Stellung zu nehmen. Ich kann twittern, ich kann einen eigenen Blogpost schreiben etc.pp. Aber die direkte Interaktion ist dabei nicht mehr vorhanden, und damit ist es nicht mehr das Web 2.0.

Das ist vielmehr vergleichbar mit einem Zeitungsartikel, in dem ein Politiker seine Meinung veröffentlicht, und zu dem meine Antwort als Leserbrief in der nächsten Ausgabe abgedruckt wird. Es fehlt die direkte Verbindung vom Leser des Originalartikels zu meiner Antwort darauf.

Und selbstverständlich ist es völlig legitim, wenn jemand für sich entscheidet, daß stellenweise Politik 1.0 kein Problem ist. Daher beginnt der Titel dieses Artikels mit "IMHO".

Dienstag, 17. Juli 2012

Call For Help: IPv6 Datenschutz

Dies ist ein Call For Help: Ich beschäftige mich aus beruflichem Anlaß mit IPv6 und dabei werfen sich mir Datenschutzfragen auf, die mich irgendwann als zukünftiger IPv6 Privatnutzer betreffen werden.

Eins voraus: Ich habe Lutz Donnerhacke gelesen, aber das hat nicht dazu geführt, mich zu beruhigen. Im Gegenteil habe ich jetzt den Eindruck "Es ist eh alles verloren, also mach nen Striptease, dann ist Dein Vorteil, dass Du Dir dessen bewusst bist, dass Du nackt da stehst".

Aber ich habe noch keine Lösung für folgendes Szenario gesehen:

Ich habe also meine statischen IPv6 Adressen. Ich kann aus einer handvoll Millionen Adressen auswählen, die ich zugewiesen bekommen habe, aber mein Adressblock ist mein Adressblock, egal welche IP daraus ich verwende.

Es wird immer jemanden im Netz geben, der meine IP (bzw zumindest meinen IP Block) mit meinem Namen verknüpfen können wird. Egal, ob das jetzt Facebook, Google oder GMX tut, oder ob das ein kleines Forum ist, wo ich mich mit meinem Realnamen anmelde, diese Stellen können die beiden Infos "IP" und "Name" zusammenführen.

Die Schufa zeigt eindrucksvoll, daß die Privatwirtschaft ein großes Bestreben hat, Erkenntnisse zum Durchleuchten von Menschen zusammenzuführen und mit anderen Unternehmen zu teilen. Bei diesem kleinen Datensatz "IP" <-> "Name" muß das ja um so leichter gehen. Stellen wir uns also vor, jemand betreibt eine Datenbank, bei der jedes angeschlossene Unternehmen diesen Datensatz eintragen kann, wenn es die Info zur Verfügung hat. Und nehmen wir an, diese Datenbank kann man genau so einfach abfragen wie eine Whois DB oder einen DNS Server etc.

Wenn ich jetzt also auf einen beliebigen Webserver verbinde, könnte der Betreiber eine automatische Suche in dieser Datenbank machen, und obwohl ich noch nie auf diesem Server war, es keinen Cookie gibt, der mich identifiziert, ich mich nicht einlogge, nur eine Webseite aufrufe, kann der Betreiber sagen, wer ich bin. Wenn ich Glück habe, benutzt er das nur, um mich mit meinem persönlichen Namen anzusprechen.

Was wäre denn aber noch möglich? Ich könnte nirgends ein Pseudonym benutzen, wie "Sleeksorrow". Sobald ich auf ein Blog gehe, und kommentieren will, kann der Betreiber genau sehen, wer hinter diesem Pseudonym steckt. Eine Sockenpuppe? Geht nicht mehr. Anonym ein Forum über psychische Störungen lesen? Nope.

Oh, die Musikindustrie wird sich freuen: Wenn sie eine Bittorrent Verbindung zu Dir aufbaut und sieht, daß Du ein lizenzpflichtiges Musikstück anbietest, dann hat sie 0,2 Sekunden später Deinen Realnamen. Das entlastet die Gerichte sehr, die Abmahnung mit Kostennote kann automatisiert sofort an Dich rausgehen. Riesen Vorteil. Not.

Mir ist also klar, über welche anderen Methoden Tracking sonst noch funktionieren kann, jedoch kann ich die bisher alle umgehen. Ich kann Cookies löschen oder gleich im Vorfeld ablehnen, auch im Flash oder HTML5 Speicher, ich kann mein ganzes Browser Profil löschen, ich kann den Privacy/Inkognito Mode meines Browsers aktivieren, und so weiter. Ja, das ist anstrengend, die meisten tun es nicht, aber immerhin, es ist möglich. Mit der jetzigen dynamischen IPv4 Adresse schützt mich das vor der Identifizierung durch den Serverbetreiber, und es ist mir schnurz piep egal, ob das nun bei der Einführung dynamischer IPs so geplant war, oder ein ungeplanter Nebeneffekt ist. Wer wissen will, wer ich bin, muß einige sehr krasse Klimmzüge auf sich nehmen, wie eine Anzeige und darauf folgende Akteneinsicht. Mit der IPv6 Adresse jedoch ist es meines bisherigen Wissens nach nicht möglich, das oben beschriebene Szenario zu verhindern, denn allein die IP reicht dem Gegenüber aus, mich zu identifzieren. Die Privacy Extentions shuffeln - soweit ich das verstanden habe - fröhlich den hinteren Teil der Adresse spazieren, aber der Block, aus dem die neue Adresse stammt, ist weiterhin auf mich zugewiesen.

Jetzt gibt es den Gedanken, daß der Provider auch den Adresspräfix bei jeder Einwahl verändert. Das würde wohl das Problem beheben. Aber das ist ja das, was die sogenannte "Spackeria" ablehnt. Also ist meine Frage an diese Meinungsverfechter nun:

Kann mir jemand von Euch verständlich erklären, wie ohne ein Prefix-Shuffle das o.g. Szenario verhindert werden kann? Wenn das jemand schon verbloggt hat, bin ich auch über einen wortlosen Link sehr erfreut.

Herzlichen Dank.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Männerparkplätze, Leserbeiträge und Verantwortung

Hintergrund: Südkurier - Erster Männerparkplatz sorgt für Diskussionen

Sexismus ist (unter anderem) das Unterstellen von bestimmten Eigenschaften nur aufgrund des biologischen oder gefühlten Geschlechts eines Menschen. Die Annahme, nur Männer hätten das nötige Können, auf engen Stellplätzen fehlerfrei einzuparken, ist damit Sexismus par excellence. Der normale Alltagssexismus ist schon mehr als schlimm, aber wenn öffentliche Stellen diesen Alltagssexismus auch noch bewußt befeuern, um einen Lacher von unsensiblen Bürgern zu ergattern, dann ist das ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die für Gleichstellung kämpfen.

Nichts, aber auch gar nichts würde dagegen sprechen, aus diesen Stellplätzen Motorradstellplätze oder Kleinstwagenstellplätze zu machen, sich durch Fahrradstellplätze umweltfreundlich zu zeigen, oder einfach eine Maximalbreite für Fahrzeuge vorzugeben, um eine unfallfreie Benutzung zu gewährleisten. Völlig unabhängig vom Geschlecht des Menschen hinterm Steuer.

Sexismus ist schlimm, amtlicher Sexismus ist schrecklich.

Dass viele Südkurierleser den Sexismus nicht erkennen, nein noch mehr, die Mehrheit der Umfrageteilnehmer sogar glaubt, das hätte was mit Gleichberechtigung zu tun, zeigt in aller Deutlichkeit, dass hier ein unfassbares Informationsdefizit besteht. Öffentliche Stellen täten gut daran, sich ihrer Pflicht zu besinnen, ein Umfeld zu schaffen, in dem ein soziales, gleichberechtigtes Miteinander aller Menschen möglich ist.

Diese Politik der Nadelstiche gegen dieses wichtige Ziel ist völlig inakzeptabel.

Samstag, 21. Januar 2012

Mit dem Upgrade unzufrieden

... ein Gastartikel von @Blackbuccaneer


Es ist schon paradox: Da feiern wir in Berlin einen Riesenerfolg, Piraten werden vom Wähler ins Abgeordnetenhaus geschickt, und unserer Partei scheint eine glorreiche Zukunft offenzustehen. In Scharen sind die Menschen nach dem 18. September 2011 in die Piratenpartei eingetreten, bringen sich ein, arbeiten mit. Trotzdem gibt es unter vielen, die vorher schon dabei waren, ein gerüttelt Maß an Unzufriedenheit. Woran liegt’s?

Von v1 .0 auf v2.0 …

Werfen wir zunächst einen Blick auf die kurze, aber wechselvolle Geschichte der PIRATEN in Deutschland. 2006 gegründet, war die Piratenpartei bis zur Europawahl 2009 eine Kleinpartei wie viele andere auch. Die Erfolge waren überschaubar, und den 800-900 Mitgliedern fehlte weniger Begeisterung für »ihr« Thema denn Schlagkraft und Manpower. Bezeichnen wir diese »Version« der Piratenpartei der Einfachheit halber einmal als »Piraten 1.0«.

Nach den Europawahlen 2009 und vor allem im Zuge der Zensursula-Debatte konnten wir ein massives Mitgliederwachstum verzeichnen – Mitte 2010 lag der Wert bei 12.000 Piraten. Bei einer Neumitgliederquote von deutlich über 90 Prozent war eine neue Partei entstanden: die »Piraten 2.0«. Eigentlich gar kein Upgrade, sondern eine völlige Neuentwicklung. Wir waren sehr stolz.

In dieser Form agierten wir bis zum Herbst 2012. Es gab den Konflikt zwischen »Kernies« und »Vollies«, infolgedessen einige altgediente Piraten ihren Abschied nahmen. Das wurde zur Kenntnis genommen, auch bedauert, war aber in der Regel eine eher »leise« Angelegenheit. Die Erweiterung der Partei in jeder Hinsicht – programmatisch wie auch zahlenmäßig – wurde als sehr positiv aufgefasst.

… und jetzt auf v3.0

Was nach der Berlinwahl geschah, kann für uns ohne Zweifel als umwälzend bezeichnet werden: Die Leute haben uns auf Deutsch gesagt die Bude eingerannt. Die Piratenpartei ist in den Köpfen der Menschen angekommen. Wir freuen uns über gute Umfragewerte, Präsenz in den Medien und das Gefühl, mit unseren Zielen endlich ernst genommen zu werden. So weit, so gut.

Durch die 8000 »neuen« Piraten, die in den letzten drei Monaten zu uns gefunden haben, hat sich jedoch eine Schwerpunktverlagerung ergeben: Die soziale Komponente spielt heute eine deutlich größere Rolle als noch vor einem halben Jahr, als Bürgerrechte und Netzpolitik unsere alles beherrschenden Themen waren. Die »Piratenpartei 3.0« ist da.

Manifestiert hat sich dies ganz eindeutig im BGE-Beschluss in Offenbings. Während das BGE schon vor Berlin ein heißdiskutiertes Thema bei uns war, sind danach – auch bedingt durch die Schwerpunktlegung im Berliner Wahlkampf – viele zu uns gestoßen, die dafür gesorgt haben, dass es zu einem Markenkern der Piratenpartei geworden ist.

»Das Upgrade skaliert nicht!«

Nun sind viele der »Altpiraten« damit nicht glücklich. Die Härte, mit der um diesen Beschluss gerungen wurde, das extrem knapp erreichte Zweidrittelergebnis, vor allem aber das sehr kontrovers diskutierte Thema als solches haben dazu geführt, dass so mancher Pirat, der sich 2009 mit Begeisterung in dieses neue Projekt gestürzt hat, kurz davor ist, die Segel zu streichen. Einige haben diesen Schritt sogar schon vollzogen und ihre Mitgliedschaft beendet. Als Grund wird hierbei von vielen Betroffenen angeführt, dies sei »nicht mehr meine Partei«, weil sich nach Berlin so viel geändert habe. Das stimmt auch: Eine Partei, bei der der Anteil der Neumitglieder 40 Prozent beträgt, ist selbstverständlich eine andere Partei als vorher.

Was ist geschehen? Wir wussten spätestens, seitdem die Entscheidung für die schrittweise Erweiterung auf ein Vollprogramm gefallen war, dass wir uns den sozialen Fragen, die in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen, würden zuwenden müssen. Allerdings waren viele der Ansicht, dass wir die Erweiterung behutsam verfolgen sollten – man wollte nichts überstürzen. Die Prioritäten waren klar gesetzt.

Dann kamen die Neuen. Und sie brachten viel Interesse am Sozialen mit, während so mancher von ihnen mit Netzpolitik und Bürgerrechten weniger anfangen konnte. Ja, es gibt jetzt sogar Piraten, die sich der Problematik, die die Auswüchse der staatlichen Kontrolle – Videoüberwachung etwa oder die Vorratsdatenspeicherung – darstellen, überhaupt nicht bewusst sind. Sie haben nicht ehrfurchtsvoll nachgefragt, ob sie definieren dürften, was Piraten unter Sozialpolitik zu verstehen haben, sondern haben das einfach gemacht. Mitmachpartei eben.

Was der Support sagt

»Können solche Leute Piraten sein? Nee, oder? Die führen sich auf unseren Mailinglisten doch auf wie die Elefanten im sprichwörtlichen Porzellanladen. Die müssen erst mal lernen, wie ›Pirat‹ funktioniert. Und wenn sie es nicht schaffen, sich einzugliedern, dann such ich mir halt eine neue Heimat. Aus die Maus.«

Die 2009er-Piraten müssen jetzt ganz stark sein. Und zwar in mehrfacher Hinsicht. Denn: Die Piratenpartei 2.0 ist dahin. Sie ist – weil Christopher Lauer wie versprochen geliefert hat – Geschichte. Eine veraltete Version, die mit den aktuellen Anforderungen der User an die Piratenpartei Deutschland nicht mehr kompatibel ist. Wahrscheinlich ging es Ende 2009 manchen 1.0-Piraten so wie vielen von uns heute: Sie fühlten sich nicht verstanden. Deswegen verschwanden sie ungesehen von der Bildfläche. Ihr Fehlen wurde nicht bemerkt.

Ich habe selbst gegen das BGE gestimmt, denn ich halte es für unseriös, die Frage der Finanzierbarkeit auch nicht ansatzweise zu beantworten; außerdem ist es IMHO unpiratig, die Beantwortung der Frage extern erledigen lassen zu wollen, statt selbst Lösungen zu entwickeln (was sich allerdings relativiert hat, weil mittlerweile viele Piraten an dem Thema arbeiten). Ich kann auch jeden verstehen, der feststellt, dass die »neue« Piratenpartei nicht seine Partei ist. Es gibt sicherlich eine Schmerzgrenze, bei der man sagt: Das ist nicht mehr meine politische Heimat, ich kann mich mit den Zielen dieser Partei nicht mehr identifizieren. Aber bevor man diesen Schritt macht, sollte man sich eines klarmachen: Jeder, der geht, weil er für ihn wichtige Position innerhalb der Partei nicht ausreichend vertreten sieht, schwächt ebendiese Position in der Partei.

Wenn du – ja, du! – meinst, dass Bürgerrechte oder Netzpolitik in der Piratenpartei 3.0 zu kurz kommen, dann sorge mit deiner Stimme und deinem Einsatz dafür, dass sich dies wieder ändert. Wenn du dich für ein bestimmtes Thema interessierst, dann fülle es mit Inhalten. Wenn dir das BGE (oder sonst ein Thema) so sehr auf den Sack geht, dass du über einen Austritt nachdenkst, dann verurteile nicht diejenigen, die es befürworten (denn in ihrem ganz eigenen Kontext macht es Sinn); entwickle lieber mit anderen gemeinsam alternative Konzepte oder verfolge dein ganz eigenes Projekt. Es gibt genug zu tun!

Und wir müssen auch nicht immer einer Meinung sein. Gegen das BGE zu sein, ist auch für Piraten ebenso legitim wie umgekehrt. Dann gibt es im sozialpolitischen Bereich eben zwei Flügel. So what! Die Grünen sind vor zwanzig Jahren wunderbar mit Realos und Fundis zurechtgekommen. Und die standen uns hinsichtlich einer miesen Streitkultur damals in nichts nach.

Wenn du schließlich der Ansicht bist, dass die »Neuen« keinen blassen Schimmer haben, wie die Dinge bei uns funktionieren: Nimm sie bei der Hand und zeige ihnen, wie Piraten arbeiten. Erkläre unsere Grundsätze, unsere Tools, unsere Kultur. Wie sollen sie es denn sonst lernen, wenn nicht durch uns? Neupiraten sind keine Schwachköpfe, nur weil sie nicht wissen, wie es bei uns läuft; Schwachköpfe sind IMHO diejenigen, die darüber abhetzen.

Jeder von uns kennt diese Software-User, die sagen: »Das haben wir immer so gemacht, das machen wir jetzt auch weiter so.« Solche User werden bei Upgrades eine Vielzahl neuer Funktionen verpassen und über kurz oder lang mit ihrer Anwendung nicht mehr zurecht kommen. Mit Upgrades muss man sich auseinandersetzen – auch bei uns. Denn seien wir doch mal ehrlich: Es gibt sie natürlich immer noch, die Menschen, die MS Office 2000 unter Windows ME nutzen und mit dem IE6 ins Web gehen, weil sie sich aktueller Software aus Bequemlichkeit oder Überforderung verweigern. Das funktioniert auch irgendwie. Aber Spaß und Effizienz gehen anders.