Dienstag, 21. Juni 2011

Servergate: Faeser kritisiert Datensicherheit nach Serverbeschlagnahmung

Nancy Faeser (SPD), Mitglied des hessischen Landtags, war meinen Infos nach die erste Mandatsträgerin einer im Bundestag vertretenen Partei, die sich offiziell zum Servergate der Piratenpartei geäußert hat.

http://www.nancy-faeser.de/archiv/article/kritik-an-der-lahmlegung-eines-partei-servers-vor-der-bremen-wahl.html

Dabei kam im Artikel folgende mehrdeutige Wortwahl zum Einsatz:

Zudem werfe der Fall exemplarisch Fragen zur Datensicherheit beim Umgang mit dem Internet auf

Der Interpretationsspielraum dazu ist doch sehr groß - ist das eine Kritik an der Piratenpartei, daß die Daten dort nicht genug gesichert gewesen wären? Bedeutet es, daß alle Daten auf Servern per se als nicht sicher betrachtet werden müssen? Man ist ja von den etablierten Parteien, vor allem von der SPD, bezüglich Internet schon einiges gewohnt. Dennoch konnte ich es mir nicht verkneifen und habe scherzhafterweise vermutet, die Aussage könnte auch bedeuten, daß die Staatsanwaltschaft kritisiert wird, die mit der Aktion die Datensicherheit der Piratenpartei ausgehebelt hat. http://twitter.com/#!/sleeksorrow/status/73689288289681408

Letztendlich habe ich mich aber dazu entschieden, Frau Faeser einfach selbst zu fragen. http://twitter.com/#!/sleeksorrow/status/73696431097122816

Anfrage aufklappen
Sehr geehrte Frau Faeser,

es geht um Ihre Mitteilung:
http://www.nancy-faeser.de/archiv/article/kritik-an-der-lahmlegung-eines-partei-servers-vor-der-bremen-wahl.html

Zuerst einmal möchte ich Ihnen danken. Nach meinen Recherchen sind Sie
- nach jetzt fast einer Woche seit dem Vorfall - die aller erste
Abgeordnete aller im Bundestag vertretenen Parteien, die dieses Thema
überhaupt offiziell aufgreift und eine Aufklärung fordert. Bei der
Wichtigkeit des Vorfalles, der ja in seiner Art und Weise ja genauso
gut jede andere Partei in Deutschland treffen könnte, auch die SPD,
bin ich da extrem verwundert, daß sonst absolutes Schweigen im Wald
der Partei-Pressemitteilungen herrscht. Ihr Text ist eine erfreuliche
Ausnahme.

Doch zu meiner Frage: Sie sagen, zudem werfe der Fall exemplarisch
Fragen zur Datensicherheit beim Umgang mit dem Internet auf. Hier
würde mich interessieren, wie Sie diesen Zusammenhang genau sehen. Die
Daten auf den Servern der Piratenpartei waren ja zu jedem Zeitpunkt
absolut vor Angriffen sicher, es gab keine Einbrüche auf diesen
Servern, alles lief dort ohne jeden Störfall. Die sensiblen
Informationen wie Mitgliederdaten sind sogar sicherheitshalber
explizit verschlüsselt, so daß tatsächlich nicht mal ein theoretischer
Einbruch zu einem Unfall der Datensicherheit führen würde.

Da wir das also alles ausschließen können, bedeutet das dann, Sie
thematisieren den Einbruch in die Datensicherheit durch die
Staatsanwaltschaft und der Beamten vor Ort, die die Server stillgelegt
und sich mehr oder weniger gewaltsam die Daten kopiert haben?

Hinweis: Ich würde Ihre Antwort auch gerne mit anderen teilen, die
ebenfalls über diesen Teil Ihrer Meldung gerätselt haben.

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen


Ich mußte dann doch, wie es bei etablierten Parteien üblich ist, lange auf eine Antwort warten, wurde von der Büroleiterin von Frau Faser mehrmals sehr freundlich vertröstet, konnte aber jetzt, 3 Wochen nach der Anfrage, tatsächlich eine Antwort ergattern.

"Natürlich meint die SPD Landtagsfraktion den Zugang der Staatsanwaltschaft
auf die sensiblen Daten der Mitglieder der Piratenpartei. Es handelt sich um
eine Partei, die dem besonderen Schutz des Grundgesetzes unterliegt."

Diese Antwort hat mich doch sehr positiv überrascht und ich freue mich, das mit Euch teilen zu können.