Mittwoch, 31. März 2010

Nicole Simon mit Sexismus Godwin Fail


Nicole Simon ist die frisch gekürte Sachverständige der CDU in der Enquete-Kommission “Internet und digitale Gesellschaft”. Dies hat sie dann auch in einer Selbstdarstellung veröffentlicht, als der Gerüchtedruck zu groß wurde. Sie schreibt dort u.a.:

"Nein, ich bin nicht Dauergast in den Diskussionen rund um Themen wie Netzsperren und Kinderpornographie, Netzneutralität, Urheberrecht, Leistungsschutzrecht und anderen Kampfthemen; nein, ich bin mit keinem Verband verbandelt, ich habe in der Tat wenig Erfahrungen in der direkten Arbeit mit Politikern und ich habe bisher wenig(er) auf diesem oder anderen Blogs zu den Themen geschrieben. Ich zitiere nicht komplette Passagen aus Anträgen, Gesetzen, etc, ich kann keine Parteiprogramme auswendig. Ich kann nicht alle Fragen dieser Welt zu allen Themen der Kommission beantworten und viele Dinge muß ich erst mal nachlesen. So what."

Diese Selbstdarstellung war ein klassischer Volley für Fefe, der kurz darauf kommentierte:

"Ansonsten schickt die CDU angeblich diese Frau hier, deren Selbstdarstellung sich für mich liest wie "ich habe keine Ahnung von nichts und werde mich um die liegengebliebenen Brotkrumen kümmern". Das passt mal wieder perfekt zu meinem Bild der CDU. Immerhin hat sie einen partiell technischen Background. "Twitter-Expertin" klingt nicht so, als würde sie in Krisensituationen mit fundierten Gegenargumenten im Wege stehen."

Darauf hat die Dame auch geantwortet, und zwar via Twitter (ihr Heimvorteil) per Reply auf @fefe_blog:

"Tip an @fefe_blog: Du hast vergessen 'Mädchen' zu schreiben. Oder die Küche zu referenzieren. http://bit.ly/d9JyJY #eidg"

Dies finde ich in mehrfacher Hinsicht extrem interessant, denn sie versagt hier in 3 kritischen Punkten gleichzeitig, und das auch noch in viel weniger als 140 Zeichen. Nun ja, Twitter Expertin, wohl wahr.

  1. Eine solche "Twitter Expertin" sollte wissen, daß @fefe_blog nicht Fefe ist, sondern von jemand Drittem eingerichtet wurde und nur automatisiert Fefes RSS Feed ausliest und twittert. Eine Antwort darauf kommt nicht bei Fefe an, denn dieser hält nicht viel von Twitter, Facebook und Co. Man sagt dazu "den falschen Baum anbellen". Scheinbar ging es wohl nur darum, in den allgemeinen Social Networking Raum zu bellen.
  2. Sie versucht, die auf ihren eigenen Aussagen basierende Kritik als Sexismus abzustempeln, weil es dann sehr viel einfacher ist, zu kontern, ohne sich lang mit Argumenten aufzuhalten. Man muß dann nichts widerlegen, sondern kann einen Kritiker einfach in die Sexismus Schublade stecken und dort aushungern.
  3. Der offensichtlichste Fehler, die Folge auf Fehler 2, ist, daß sie die Gelegenheit verpasst, der Kritik argumentativ zu begegnen. Das muß nicht in 140 Zeichen passieren, sie hat ja einen Blog für sowas.

So, liebe Nicole Simon, kann man weder in der Community das Land wiedergewinnen, das man mit dem Offenbarungseid im eigenen Blog verloren hat, noch kann man Kritiker zum Schweigen bringen. Die Sexismus Keule ist die Vorstufe zu Godwins Law, denn darauf kann man nicht rational argumentieren. Aber das scheint eh nicht erwünscht zu sein. Somit würde der Stil gut zur CDU/CSU Fraktion in der Internet-Enquete passen.

Es tut mir sehr leid, Nicole, aber den Gefallen kann ich Dir nicht tun. Ich kritisiere Dich, weil Du, wie Du selbst sagst, zu keinem der Enquete Themen irgendeine Erfahrung vorweisen kannst, was der Definition einer Sachverständigen diametral entgegensteht. Und ich kritisiere Dich, weil Du die berechtigte, wenn auch populistisch fefe-istisch überzogene, Kritik mit einem dreifachen Twitter-#fail-Rittberger beantwortest. Dies disqualifiziert Dich sogar auf Deinem eigenen Heimrasen.

Doch sicherlich kritisiere ich Dich nicht, weil Du eine Frau bist.


Update 5. Mai 2010: Nicole nimmt kurz allgemein Stellung

Nicole nimmt im bereits oben verlinkten Blog Post Stellung zu der Kritik aus der Community:

"Ich könnte versuchen, meine jeweiligen Qualifikation für die jeweiligen Arbeitspakete der Kommission unter "Beweis" zu stellen, doch wozu? Es ist ja nicht einmal festgelegt, wer was wie bearbeiten wird. Wann welche Abstimmung erfolgt."

Das klingt auf den ersten Blick superschlau, sie kann ja noch gar nicht sagen, ob sie nicht sogar perfekt für die Position ist.
Die Frage, die sich mir aber stellt ist: Aufgrund welchen Kriterien konnte sie dann überhaupt entscheiden, hier Sachverständige zu werden? Von dem, was man dort erwartet und erhofft, versteht sie nix, das hat sie uns ja erklärt. Und was stattdessen kommen könnte? Nix genaues weiß man nicht.

Wie kann man sich das dann bitte vorstellen?
Axel E. Fischer: "Wir brauchen eine Sachverständige für... ääääh... ja hmmm.... irgendwas mit dieses Internetz. Wo die ganzen Schweineferkel da rumhängen. Diese Simon, die ist doch auch immer da in dieses Internetz... Muß wohl viel von wissen. Oder auch ein Schweineferkel sein."
- Telefonanruf -
Nicole Simon: "Ja, klar, ich bin absolut sachverständig für irgendwas! Ich mach den Job!"


Also schimpft mich eingefahren, aber neue Fachkunde erkenne ich daraus jetzt irgendwie nicht so arg.

Freitag, 12. März 2010

Sie kommen mich holen!


Sie sind wieder zurück!

Die schraubenziehenden Seelen von den Planken des Fliegenden Holländer - die Geister, die ich nie rief - die dunkle Seite des Verbandes der Elektrotechnik - die hirnsaugenden Horden des digitalen Fernsehempfangs. Sie sind zurück.

Die Firma, die mein Satellitenfernsehen installiert hat, hat einen Zettel aufgehängt, daß sie uns wieder heimsuchen wollen: Und zwar für eine "Reparatur-Erweiterung". Jaja, da wird nicht nur einfach repariert, nein, sogar erweitert repariert. Sozusagen advanced, für Fortgeschrittene.

Dazu wollen sie wieder ab 8:00 Uhr in unsere Wohnung. Diesmal haben sie wohlweislich garnicht mehr angegeben, bis wann wir Gewehr bei Fuß sein sollen. Mein Arbeitgeber, der mir auch noch regelmäßig Geld gibt, gibt mir wenigstens eine Mittagspause nach 4h und einen klar definierten Feierabend.

Doch halt, welcher Tag ist denn das genau? Ah. Der 23 März 2009.
[Stutzen] [nochmaliges Lesen]
Ja, eindeutig. Zwotausendnoin!

Was nun?! Ich muß rückwirkend Urlaub beantragen! Doch nein, ich hatte meinen Urlaub 2009 natürlich ganz aufgebraucht! NEEEEIIIIIIINNNNN!!!! Sie kriegen mich! Äh ich meine: Sie werden mich gekriegt haben!!!!

[Autor rollt sich leise wimmernd in Davy Jones' Sockenschublade ein]



Donnerstag, 4. März 2010

Anfrage an meinen Abgeordneten zur Grundgesetzestreue

UPDATE: Antwort erhalten, siehe unten.

Heute habe ich meinen Abgeordneten Axel Fischer (Fraktion CDU/CSU) angeschrieben, modernerweise per Email, um ihm Fragen zu stellen, wie Grundrechtsschutz bei der Gesetzesgebung in Zukunft aussehen wird. Ich habe mich dabei ertappt, nicht zu hoffen, daß er A oder B antwortet, nein, sondern, daß er überhaupt antwortet.

Falls es mir erlaubt wird, werde ich die Antwort hier veröffentlichen, oder die Ablehnung der Veröffentlichung kund tun. Oder natürlich das Ausbleiben einer Antwort...

Schreiben aufklappen
Sehr geehrter Herr Fischer,

Am 09.11.2007 haben Sie mit Ihrer Stimme ein Gesetz unterstützt, das vorab von Rechtsexperten als verfassungswidrig eingeschätzt wurde. Wie Sie sich denken können, geht es um das Gesetz, das landläufig als "Vorratsdatenspeicherung" bekannt ist. Entgegen aller Expertenratschläge und dem massiven Protest von Datenschützern und Bürgerrechtlern haben Sie Ihre Zustimmung zu einem Gesetz gegeben, das offensichtlich gegen das deutsche Grundgesetz verstößt.

Es brauchte erst das Bundesverfassungsgericht, um der Politik zu sagen, daß alle Bürgerrechtler, Experten, Datenschützer und besorgte Bürger Recht hatten, daß diese Menschen das ganz Offensichtliche gesehen haben, das viele Politiker, auch Sie, nicht sehen wollten oder konnten.

Ich lebe im Wahlkreis Karlsruhe Land und Sie sind daher ein für mich zuständiger Volksvertreter.

Meine Frage an Sie ist: Was planen Sie zu tun, um sicherzustellen, daß Ihre zukünftigen Entscheidungen nicht nur die Wünsche der Wähler besser beachten, sondern auch, was Sie zu tun gedenken, um zu verhindern, daß Sie zukünftig wieder versehentlich oder absichtlich Entscheidungen treffen, die unser Grundgesetz gefährden oder verletzen.

Was tun Sie, um ein Umdenken der Politik zu erreichen, damit das Bundesverfassungsgericht (und damit das Grundgesetz) nicht mehr der erste Schutz unserer Demokratie und Freiheit sind, sondern der allerletzte, das Netz, das unsere Gesellschaft vor dem denkbar schlimmsten Absturz bewahrt.

Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Antwort.

Bitte teilen Sie mir bei Ihrer Antwort mit, ob es mir erlaubt ist, Ihre Nachricht zu veröffentlichen oder nicht. Ich werde Ihre Entscheidung diesbezüglich respektieren.

Mit freundlichen Grüßen




Erstes Update 04.03.2010 15:25 Uhr

Die Beantwortung meiner Frage wurde unter die Prämisse gestellt, daß ich meine gesamte Anschrift angeben müsse, um, so wörtlich, "eindeutig ermittelt" werden zu können.
Voller Name und Wohnort reicht Herrn Fischer nicht aus.

Nachtrag: Hier die Antwort im Wortlaut aufklappen
Sehr geehrter Herr *******,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Bitte beachten Sie, dass E-Mails nur dann bearbeitet werden, wenn die E-Mail mit Namen und Anschrift versehen ist, damit der Absender eindeutig ermittelt werden kann. Bitte teilen Sie die noch fehlenden Angaben mit.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Axel E. Fischer


Was macht der Mann eigentlich, wenn man ihn auf der Straße anspricht? Sich vor Antwort den Ausweis zeigen lassen und die Nummer abschreiben?

Edit: Inzwischen gäbe es natürlich die Möglichkeit, vor der Antwort den RFID Chip des neuen ePerso zu scannen.
Videotipp: Alpha 0.7 - Der Feind in Dir

Ich habe ihn auf die Beiträge seiner Kollegen zur Internet-Enquete verwiesen, wo z.B. Dr. Brandl (CDU) die Daten als "Eigentum der Bürger" bezeichnet und Jens Koeppen (CDU) kritisierte, daß die Bürger viel zu freizügig mit ihren persönlichen Informationen umgehen.

Ich habe ihn daher gebeten, dennoch meine Frage zu beantworten, denn anhand dem vollen Namen und dem Wohnort ist es für ermittelnde Behörden ein leichtes, mich eindeutig zu ermitteln, falls meine Email an Herrn Fischer strafrechtliche Relevanz haben sollte.



Zweites Update 08.03.2010 11:50 Uhr

Ich werde tatsächlich jetzt von Herr Fischer ignoriert. Auf meine zweite Bitte um Antwort kam keine Reaktion mehr. Ich beuge mich dem Druck und habe ihm eben meine komplette Anschrift übermittelt und ihn nochmals aufgefordert, meine Fragen jetzt fundiert und vollständig zu beantworten.



Zwischenmeldung 11.03.2010 17:30 Uhr

Auch nach Angabe der Adresse gibt es keine Reaktion mehr von Herrn Fischer.



Zwischenmeldung 19.03.2010 18:30 Uhr

Nochmals habe ich Herrn Fischer höflich um zügige Beantwortung meiner Anfrage gebeten. Nach wie vor gab es bisher keinerlei Reaktionen (abgesehen von der Aufforderung, meine Anschrift preiszugeben, was ich ja getan habe).



Update 22.03.2010 ANTWORT VON HERRN FISCHER

Endlich, endlich kam eine Antwort. Naja... Es kamen Worte. Freundliche Worte. Aussagekraft? Homöopatisch bis zweifelhaft. Aber urteilt selbst. Da er der Veröffentlichung nicht widersprochen hat, hier alles im Originalzitat:

Schreiben aufklappen
Sehr geehrter Herr *******,

vielen Dank für Ihre Eingabe zum Spannungsfeld Freiheit versus Sicherheit, das unter anderem auch die zukünftige Diskussion der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" zur weiteren Gestaltung der Leitplanken für das Internet prägen wird.

Gerne nehme ich Ihre Anregungen auf und werde sie bei meiner politischen Arbeit auch innerhalb der Enquete-Kommission berücksichtigen.

Sie können sicher sein, dass ich meine Entscheidungen weiterhin nach bestem Wissen und Gewissen treffen werde, meine Kollegen und ich weiterhin versuchen werden, möglichst vernünftig und zum Wohle des Volkes zu entscheiden, und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Axel E. Fischer




Ich lese daraus eigentlich nur: "Halt mal die Luft an, ich mach weiterhin so, wie's mir passt." Und das macht mir gehörig Angst.

Die Chance, gute Ideen zu erwähnen, wie etwa eine obligatorische Prüfung von Gesetzesvorschlägen durch Rechtswissenschaftler hinblicks der Verfassungskonformität, hat er vorbeistreichen lassen und ihr fröhlich hinterhergewunken.



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